Ulm 27.07.1967 und 02.01.1968
In den Sommerferien 1967 unternahmen wir unsere erste selbständige Zugfahrt. Ulm sollte das nicht gerade weit entfernte Ziel sein. Aber immerhin eine Großstadt im Vergleich zu Günzburg. Der Besitzer des Fotoladens, zu dem wir unsere Filme damals brachten, kannte sich ein wenig mit Lokomotiven aus und glaubte zu wissen, dass in Ulm noch die Baureihe 03, eine echte Schnellzuglokomotive, zu sehen sei .......
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..... am 27. Juli 1967 war es dann soweit. Die Ausbeute dieser ersten Fahrt nach Ulm war vergleichsgleiche bescheiden. Aus zwei Gründen: erstens hatten wir nur wenig Filmmaterial dabei (eigentlich nur einen 12-Bilder-Film) und zum zweiten bewegten wir uns nur im Bahnhofsbereich. Aber für uns Provinzler war dies aufregend genug. Die heiß erwartete 03 konnten wir zwar fotografieren, aber von der 03 112 fehlt auf dem Bild ihr Tender, der sich hinter einem Schnellzugwagen versteckt.
Erst ein halbes Jahr später, in den Weihnachtsferien 1967/68 erfolgte der zweite Besuch in Ulm. Der 2. Januar war ein recht kalter Tag mit Schnee und eisigem Wind. Relativ wahllos fotografierten wir Lokomotiven vor Zügen und bei Rangierfahrten. Verschiedenstes war dabei: eine E 93, eine V 60, V 90, V 200. Eine 23er aus Crailsheim schließlich war die erste Dampflok, die wir an diesem Tag im Ulmer Bahnhof ablichteten. Lokführer und Heizer posierten in ihrem Führerstand, gaben uns ihre Adresse und wollten ein Bild zugeschickt bekommen. Bekamen sie auch. Danach wagten wir uns auf einen Weg, der für mehrere Jahre ein von uns viel beschrittener werden sollte. Mit etwas mulmigem Gefühl folgten wir einem Eisenbahner mit seiner schwarzen Tasche, der das Gleisfeld verließ und auf dem schlackebestreuten schmalen Weg zwischen den Schienen Richtung E-Lok-Halle marschierte. Wir folgten ihm; keiner hielt uns auf. Vor der Halle fotografierten wir eine E 93. Ohne Probleme gelangten wir auch in die Halle, in der eine E 91 abgestellt war. Da wir nun ja ein Stativ hatten, konnten wir in den beengten Verhältnissen ein Bild von ihrer Frontpartie machen.
Wir verließen die Halle und waren erstaunt, dass man sich hier so frei hatte bewegen können. Der Fußweg führte weiter in die Gefilde des Dampflokbereichs, vorbei am Sandbehälter hin zur Bekohlungsanlage. Ulm besaß bis zum Ende der dortigen Dampflokzeit eine Großbekohlungsanlage, mit der die abgegebene Menge hatte gewogen werden können. Die Kohleprämie früherer Jahre für sparsames Fahren war am Ende der Dampfzeit allerdings abgeschafft. Eine Crailsheimer 23er (23 086) erhielt gerade neuen Brennstoff. Glücklicherweise hatten wir das Stellwerk, das links des neuen, "wunderbaren" Weges lag, bereits hinter uns gelassen, ohne vom scharfen Blick des „Herrn über die Gleise“ entdeckt worden zu sein. Da Hans mit seinen 13 Jahren noch nicht sehr erwachsen aussah, war das Stellwerk für die nächsten Jahre immer die Problemstelle, an der es galt, mit dem größten Ausdruck von Selbstverständlichkeit und gespielter Sicherheit vorbei zu kommen. Erst als sich Helmut in der 11. Klasse während seines halbjährigen Praktikums beim Bw Ulm eine schwarze Eisenbahnertasche besorgt hatte, unterblieb die lautstarke Frage aus dem geöffneten Stellwerksfenster: „Was wollt ihr hier?“ Nicht nur Kleider, auch Taschen machen eben mitunter Leute. Nach der Bekohlungsanlage war es nicht mehr weit bis zur Diesellok-Abteilung mit ihrer Lokhalle und den Lokständen und im Anschluss zu ihrem Pendant für die Dampfloks. Und hier entdeckten wir eine 03 mit ihren ebenso großen Rädern, wie die Hofer 01 in Regensburg sie gehabt hatte. Die 03 275 stand in Gesellschaft zahlreicher 50er und wartete auf ihren nächsten Einsatz. In der Lokleitung des Bw's war man erstaunlich freundlich zu uns und teilte uns einen Begleiter zu, der nicht unerfreut war, mit uns einen Rundgang machen zu dürfen. Ganz so viele Dampflokfotografen gab es 1968 offensichtlich noch nicht, als dass man uns als lästig empfunden hätte. Erst etwas später musste man im Ulmer Bw eine Erklärung unterschreiben, dass die Besichtigung auf eigene Gefahr erfolge bzw. noch später schloss man für eine geringe Gebühr eine Kurzzeit-Versicherung ab. In Erinnerung geblieben ist uns, dass es im Gebäude der Lokleitung einen Automaten gab, der für 30 Pfennige heißen Kaffee, und in unserem Fall heißen Kakao in einen weißen Plastikbecher rinnen ließ. Wir durften ihn benutzen. Das tat nicht nur gut wegen der Kälte, sondern vermittelte auch das Gefühl, als Freunde der Eisenbahn(er) und der Dampflokomotiven Anerkennung zu finden.
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