Altbau-Elloks und Dampfloses

Die Frage, weshalb Dampflokomotiven auf uns eine so große Faszination ausübten, lässt sich einerseits mit ihrer imposanten Erscheinung erklären, aber auch mit der Tatsache, dass sie für uns etwas Seltenes, etwas Rares darstellten, was man nur mit Mühe (Minimum: 20 km Fahrradfahrt) zu sehen bekam. Und so begann unsere Fotografier-Leidenschaft eben bei der Eisenbahn, die wir vor Ort, d. h. im Bahnhof unserer Heimatstadt Günzburg zu sehen bekam. Und dies waren bis auf seltenste Ausnahmen nur Dieselloks oder E-Loks. Anfangs fanden wir auch die fotografierenswert. Besonders angetan hatten es uns die vier neuen E 03 der Voraus-Serie, von denen eine jeden Nachmittag mit ihrem D-Zug ohne Halt durch Günzburg fuhr (für uns allerdings: raste) .......

........   fahrende Loks zu fotografieren, dies war für uns Anfänger nicht so ganz einfach. Die E 03 hatten wir bei einem Schulausflug zur Internationalen Verkehrsausstellung in München zum ersten Mal 1965 gesehen und waren schwer beeindruckt von der neuen, formschönen und 200 km/h schnellen Lok. Wiederholt versuchten wir, sie endlich optimal auf's Bild zu bekommen. Aber auf den 9x9cm-Papierabzügen des örtlichen Fotografen war sie nur recht klein zu sehen, weil wir in der Aufregung immer viel zu früh auf den Auslöser gedrückt hatten.

Günzburg liegt an der Hauptstrecke München - Ulm - Stuttgart (Strecke 980), die bereits vor dem 2. Weltkrieg elektrisch befahrbar war. Auch auf der von Günzburg abzweigenden Nebenbahn nach Mindelheim (Strecke 978) fuhren schon seit Beginn der 1960er Jahre keine 64er mehr, sondern VT 98 und V 100. Ebenso dampflos war 1967 die Donaustrecke von Ulm nach Regensburg (Strecke 993), die durch Günzburg führt und erst in Neuoffingen von der Hauptbahn abzweigt. Auf der heute elektrifizierten Strecke fuhren damals Dieselloks der Baureihen V 100 und V 160 sowie ETA-Triebwagenzüge. Höchst selten sah man eine Ulmer oder Augsburger 50er, die einen Güterzug führte. Aber da hatte man dann keinen Fotoapparat dabei. So kümmerte man sich in den ersten beiden Jahren um die anderen Loks, die es zu sehen und zu fotografieren gab: E 10, E 17, E 44, E 50, E 94, V 100, V 160, VT 98. Meistens wurden Standaufnahmen im Bahnhof gemacht: wir hatten jetzt ja ein Stativ! Aber schon bald verabschiedeten wir uns von diesen Lok-Gattungen. Es zog uns zuerst ins Württembergische, wo in erreichbarer Nähe noch Dampflokomotiven verschiedener Baureihen fuhren. E-Loks fotografierten wir in den zehn Jahren unseres Hobbys gezielt nur noch zweimal:  bei Familienbesuchen in Murnau (E 69, E 60) und in Freilassing (E 16, E 18, E 44/5). Bei den ersten Fahrten nach Ulm wurde hin und wieder eine V 200 oder eine nagelneue V 90 eines Bildes gewürdigt; schon eher fand unsere Gnade eine seltenere E 18, E 91 oder E 93 - aber beeindruckt haben uns weit mehr die Dampflokomotiven, und nach den Anfangsversuchen standen sie allein im Fokus unseres Interesses.