Sigmaringen 10.05.1970

Den fotografisch wenig ergiebigen Ausflug im April 1968 nach Tübingen hatten wir noch in Erinnerung, als wir in den Pfingstferien 1970 einen Familienausflug nach Sigmaringen machten. Diesmal wussten wir aus den Umlaufplänen, wann die Tübinger P 8 mit ihren Zügen in Sigmaringen eintreffen und wann sie wieder zurückfahren würden. Andere Fotoapparate hatten wir inzwischen auch und auch ein "Einfachfilmgerät" mit einem "Günstig-Buntfilm", der am Tag zuvor noch extra mit dem Fahrrad in Ulm (2x25 km) im Wettlauf gegen den 13.00 Uhr-Ladenschluss bei Foto-Quelle besorgt worden war. Also konnte die Fahrt in die Stadt mit dem Hohenzollern-Schloss am Sonntag, den 10. Mai 1970 beginnen ...

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Dort angekommen konnten wir das Wenden der P 8 erleben. Noch immer waren 38er mit ihren ursprünglichen preußischen Kastentendern in den Umlaufplänen des Tübinger Betriebswerkes für die Bespannung einiger Eil- und Personenzüge von und nach Sigmaringen zuständig. Ein bloßes Umsetzen der Lok und eine Rückfahrt nach Tübingen mit dem Tender voraus kam nicht in Frage, da diese Kastentender bei Rückwärtsfahrt beängstigende, schlingernde Laufeigenschaften aufwiesen. Die Höchstgeschwindigkeit für Rückwärtsfahrten war deshalb auf nur 50 km/h festgelegt worden. Mit den von Kriegslokomotiven übernommenen Wannentendern konnte sie auf 85 km/h erhöht werden. Andererseits passten 38er mit Wannentendern nicht auf die Sigmaringer Drehscheibe mit ihrem geringen Durchmesser von nur 17,1 Metern. So blieben die Tübinger Maschinen bis zuletzt mit ihrem 21,5 Kubikmeter Wasser und 7 Tonnen Kohlen fassenden Kastentendern verbunden und waren dadurch über Puffer nur 18,6 Meter lang. Das Drehen der Loks erforderte keine Fremdenergie: die Sigmaringer Drehscheibe wurde weder von einem Elektromotor angetrieben noch von einer vom Personal selbst betätigten Handkurbel. Das Drehen in die andere Fahrtrichtung besorgten die P 8 höchstselbst mit ihrer vom Dampfkessel hergestellten Druckluft.  Das Beobachten dieses Vorgangs und der Anblick der offenen, zugigen Führerhäuser dieser Maschinen wirkten zu Beginn der 1970er auf uns Jugendliche doch recht nostalgisch. Viele der eingesetzten Maschinen waren ja auch am Ende des Kaiserreiches oder kurz danach hergestellt worden und hatten bereits oft annähernd vier Millionen Laufkilometer hinter sich gebracht. Dass die letzten P 8 dann erst 1974 ausgemustert wurden, war ein Beweis für die Robustheit und Verlässlichkeit dieser vielgebauten, unkomplizierten Allzwecklokomotiven.

Auch nach dieser Fahrt hatten wir einen Lernzuwachs: den mit reichlich Muskelkraft erworbenen Super-8-Farbfilm hatten wir im geschlossenen elterlichen Auto liegen lassen, wo er der Sonne ausgesetzt war und vor sich hinschmorte. Ein Violettstich war die Folge. Trotzdem stellen wir das wilde "Herumgefilme" ungekürzt ins Netz. Für zwei Minuten und 11 Sekunden Film (eine Kassette) musste man damals als Schüler immerhin etwa drei Stunden Ferienarbeit leisten. Und leider konnte es dann auch noch passieren , dass der Film mitten in der interessantesten Szene zu Ende ging.

Und hier noch zwei Fotos der damaligen Fotografen, die mitunter auf's Bild kamen:

Links der 16-jährige Hans mit Stativ und Voigtländer Bessa II 6x9, rechts dahinter der 11-jährige Hubert mit der Agfa Isolette 6x6. Ganz rechts fehlt das Objekt des Interesses, die 038 057-6 (Ausschnittvergrößerung aus Bild 4). Hans filmte außerdem mit dem Revue-Super 8-Gerät den violettstichigen, wackeligen Film.

 

Der 18-jährige Helmut mit seiner neuen zweiäugigen Yashica-Spiegelreflexkamera, mit der Bilder aus der Froschperspektive ohne größere Akrobatik möglich waren. Fotografiert wird er von seinem 11-jährigen Bruder Hubert.

Wessen Internetverbindung für die großformatigen Bilder noch nicht schnell genug ist, kann hier die vollständige Fotoserie in einer maximalen Breite von 800 Pixel und einer maximalen Höhe von 600 Pixel anschauen: