Brenztalbahn 1970 - I
Schon bei unserer Fahrt nach Sontheim und Niederstotzingen am 28.12.1969 wunderten wir uns, dass auf der Strecke von Crailsheim nach Ulm eine 03 in den Plänen einer Crailsheimer 23er auftauchte. Im neuen Jahr(zehnt) wurde dieser Einzelfall zuerst zu einem Provisorium, dann zu einem Dauerzustand für fast zwei Jahre. Die 03 wurde zu unserer Dampflok. Die eigentliche Ursache für die ungewöhnliche Umstellung von der Neubaulok zur Reichsbahnlok war ein Virus, allerdings nicht unser Dampflok-Virus, von dem wir immer stärker befallen wurden ...
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.... Auf der Brenztalstrecke waren ab dem Jahr 1970 einschneidende Veränderungen im Gange. Mit Beginn des Sommerfahrplans ging der planmäßige Einsatz der letzten T 18 des Bw Aalen zu Ende. Die Strecke von Schorndorf bis Donauwörth stand zur Elektrifizierung an und so verlegte man die wenigen verbliebenen 78er der DB noch ein letztes Mal. Sie sollten ihr Gnadenbrot nun nicht in Aalen, sondern in Rottweil verdienen. Für die anstehenden Elektrifizierungsarbeiten und für den Rangierdienst in Aalen und Crailsheim verblieben weniger als eine Handvoll Maschinen in Aalen. Damit war der Plandienst auf der Brenztalstrecke abrupt zu Ende gegangen. Heidenheim, Sontheim und Ulm waren nun nicht mehr Endpunkte für T18-bespannte Personenzüge. Diese enttäuschende Neuerung aber wurde von einer positiven mehr als ausgeglichen. Seit dem 11. Januar 1970 wurden im Umlaufplan der Crailsheimer 23er vermehrt Ulmer 03 eingesetzt. Grund dafür war eine Grippewelle beim Werkstattpersonal, die dazu führte, dass im Bw Crailsheim die Zahl der einsatzbereiten Neubauloks drastisch zu schwinden begann. Um dies zu überbrücken, kamen 03 aus Ulm zum Einsatz, nachdem Ulm zum letzten Einsatz-Bw der DB für die leichten Schnellzugloks gemacht wurde und alle verbliebenen DB-Baureihe 03 in Ulm zusammengezogen wurden. Ulm hatte 1969 und im darauf folgenden Jahr aus dem Norden und Westen der BRD alle restlichen, noch einsatzfähigen 03 zugeteilt bekommen (aus dem Bw Mönchengladbach 03 072, 179, 248, aus dem Bw Hamburg-Altona 03 088, 168 und 262, aus dem Bw Gremberg 03 268 und 276 und aus dem Bw Braunschweig 03 131) und verfügte über mehr 03, als für die Bespannung der wenigen verbliebenen Eil- und Nahverkehrszüge auf der Südbahn benötigt wurden. Bei den Crailsheimer Personalen war die 03 durchaus beliebter als die 23, weil sich letztere durch ihre allseits bekannten Schwächen nicht gerade beliebt gemacht hatte. Die 03 wurden von der Crailsheimer Einsatzstelle nun auch auf der Strecke von Crailsheim nach Heilbronn eingesetzt und sie kam mitunter bis Backnang, sogar bis Würzburg. Neben Zügen auf ihrer Stammstrecke, der Südbahn nach Friedrichshafen, bespannte sie nun auf der Strecke Crailsheim - Ulm mit Crailsheimer Personal die Züge: E 1558, P (=Personenzug, wenig später N=Nahverkehrszug) 3506, P 3507/17, P 3530/32 und P 3560/62. Für uns war dies der Auftakt für viele Fahrten mit dem Fahrrad zur Brenztalstrecke, wo nun die Großrädrigen hauptsächlich vor Nahverkehrszügen - nicht unbedingt standesgemäß - zum Einsatz kamen. Wir ahnten, dass dies der Abgesang für die Lokomotiv-Baureihe 03 sein würde und ihr Einsatz in absehbarer Zeit zu Ende gehen würde. Leider war es dann auch so. Aber immerhin waren der ehemaligen Schnellzuglok noch etwas mehr als zwei Jahre vergönnt; eineinhalb davon auch auf unserer "Hausstrecke".
Mitte 1970 hatte Helmut einen Führerschein. Ab und zu bekamen wir Vaters Auto geliehen. Zur Parallelfahrt zwischen Sontheim und Niederstotzingen, die auf dem Super-8-(Farb-)Film zu sehen ist, trat nun ein anderer Fahrer an als im Jahr zuvor: der 18-Jährige fuhr noch schneller als sein Vater, der dasselbe Manöver ja bereits absolviert hatte (siehe Brenztalbahn 28.12.1969).
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