Augsburg 31.7.1970

Im "Eisenbahn-Kurier" (Heft 23 / April 1970) war auf Seite S. 120 unter der Rubrik "Bw-Wechsel" zu lesen: 094 055-1 (ex 94 1055) wurde am 21. Februar 1970 von Aschaffenburg nach Augsburg umstationiert. Eine T 16.1 in Augsburg? Die damals noch existierende Bundesbahn-Direktion Augsburg war als eine der ersten bemüht, ihre Dampfloks loszuwerden. Und nun ausgerechnet eine alte Preußin in der bayerisch-schwäbischen Fuggerstadt! Klar, dass wir uns ins 50 km entfernte Augsburg aufmachten, um zu sehen, was man dort mit dem Fünfkuppler vorhatte, der bei seiner Verschrottung im Jahr 1976 einen kuriosen Lebenslauf aufweisen sollte, wie wir noch sehen werden, und ob er überhaupt unter Dampf stand ....

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.... und tatsächlich trafen wir die 94er bei der Arbeit an. Man hatte sie zu Rangieraufgaben nach Augsburg geholt und der "alte Hobel", wie ihn der Heizer nannte, machte sich im Rangierbereich und sogar im Hauptbahnhof nützlich. Die Infrastruktur für Dampflokomotiven war in Augsburg noch nicht entfernt worden, da bis vor kurzem und sporadisch auch jetzt noch Loks der Baureihe 50 versorgt werden mussten. Eine T 16.1 war in unserer Gegend etwas Besonderes; nur in Crailsheim hatten wir bisher im August 1969 eine Lok dieser Baureihe (94 1134) unter Dampf erlebt und fotografiert. Zwar dampften T 16.1 in Dillenburg zu dieser Zeit sogar noch im Planeinsatz vor Personenzügen, aber die verbliebenen Exemplare dieser Baureihe waren doch eher in der Mitte und im Norden der BRD anzutreffen.

Der Lebenslauf der 94 1055 war tatsächlich ein ungewöhnlicher. 1921 bei Hanomag gebaut, wurde die Dampflok noch als "Elberfeld 8187" in den Dienst der Preußischen Staatsbahn gestellt. Nach dem 2. Weltkrieg war die Lokomotive viele Jahre (von 1946 bis zum 23.9.1967) im fränkischen Bw Lichtenfels stationiert. Dort wurde sie am Ende dieser Epoche lange abgestellt, zuerst auf Reserve, dann auf "w". Nach ihrer Umstationierung zum Bw Aschaffenburg wurde sie reaktiviert und stand wieder unter Dampf. Und dies bis zum 21.2.1970. Nun kam sie, wie schon erwähnt, als Einzelkämpfer und als eine der letzten Dampfloks der BD Augsburg ins gleichnamige Bw. Bis zum 2.6.1971 gehörte sie ins bayerische Schwaben, bevor sie am 2.6.1971 an das Bw Koblenz-Mosel abgegeben wurde, wo sie noch Seite an Seite neben der eigentlichen Nachfolger-Baureihe 82 zu sehen war. Koblenz sollte jedoch nicht die Endstation der inzwischen 50-Jährigen sein. Ein letztes Mal erhielt sie am 12.9.1972 eine neue Heimat im Bereich der DB. Diesmal verschlug es sie an den Ostrand des Ruhrgebietes ins westfälische Bw Hamm. Dort wurde der "alte Hobel" oder die "Diva", je nach Standpunkt, erst am 27.12.1974 z-gestellt und am 30.12.1974 endgültig ausgemustert. Normalerweise hätte nun der Schrotthändler auf sie gewartet, wenn nicht die VSM (Veluwsche Stoomtrein Maatschapij) in den Niederlanden auf sie aufmerksam geworden wäre. Die 1975 gegründete Organisation wollte sie als ihre erste Museumslok auf der Strecke Apeldoorn - Dieren einsetzen. In Apeldoorn angekommen, wurde mit ihr im Juli 1975 auch tatsächlich eine Sonderfahrt durchgeführt. Aber schon im September des gleichen Jahres zeigten sich bei genauerer Inspektion Risse im Kessel der bald 55-Jährigen. Eine Aufarbeitung erschien deshalb nicht als lohnenswert und die Lok wurde, nachdem brauchbare Teile abmontiert worden waren, an einen Schrotthändler verkauft und nun ging sie 1976 tatsächlich den üblichen Weg alten Eisens. Als Ersatz für die Preußin kaufte VSM die beiden DB-Neubauloks 23 071 und 23 076, die bis heute im Museumseinsatz sind. Hinzu gekommen sind Loks der Baureihen 44, 50, 52, 64 und 80.

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