Ulm 1971: in [ ] und um [ ] herum

Im Heft 29 des "eisenbahn-kurier" vom März 1971, ein damals noch mit Schreibmaschine geschriebenes DIN-A5-Heft mit bescheidener Auflage, stand unter der Rubrik "Kurz- meldungen" auf Seite 72 Folgendes zu lesen: "Wegen Erreichens der Laufleistungsgrenze bzw. Ablaufs der Kesselfrist werden in diesem Jahr sechs 003 des Bw Ulm abgestellt: 003 088, 168, 179, 246, 248, 251. L2- bzw. H2.8-Untersuchungen könnten die Lok noch retten. Diese Möglichkeit wird jedoch nicht in Betracht gezogen, da die Diesellok der Baureihe 215 inzwischen in genügender Zahl bei der BD Stuttgart zur Verfügung steht. Ob die Baureihe 003 im Sommerfahrplan noch planmäßig eingesetzt wird, stand im Februar noch nicht fest."  Diese Nachricht ließ bei uns und vielen anderen Dampflokfreunden die Alarmglocken läuten. Das Ende der letzten Ulmer "Salondampfer" war damit in greifbare Nähe gerückt ....

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....... Dass bei schwindender Zahl der 03-Maschinen in erster Linie der Plandienst auf der Brenztalstrecke und jener um Crailsheim herum zum Erliegen kommen würde, war uns klar. Die 03 hatten dort schließlich ursprünglich nur Aushilfsdienste für Crailsheimer 23er geleistet. Ein bescheidener Plandienst mit den wenigen verbliebenen Großrädrigen war, wenn überhaupt, für den Sommerfahrplan 1971 nur noch auf der Südbahn Ulm - Friedrichshafen zu erwarten. Dass man es mit dem Ende der ehemaligen Schnellzugloks ernst meinte, zeigte uns dann zwei Monate später folgende Kurzmeldung auf Seite 121 des Hefts 30 des "eisenbahn-kurier" vom Mai 1971: "Aus dem Unterhaltungsbestand wieder ausgeschieden sind die 003 des Bw Ulm bereits seit dem 01.01.1971. Im März erfolgten die ersten Z-Stellungen: 003 246 und 251. Letztere steht in Einsingen."

Der Sommerfahrplan bestätigte dann unsere Befürchtungen: mit Ausnahme eines Zugpaars auf der Donaubahn (Ulm-Schelklingen und zurück: P 4452 / P 4461) und des uns so vertrauten frühmorgendlichen P 3506 (neuerdings P 3507) von Sontheim-Brenz nach Ulm fuhren die 03 nur noch einige wenige Züge auf der Südbahn. Immerhin war es wider Erwarten noch zu einem Dienstplan gekommen. Mit einem D-Zug von Friedrichhafen nach Lindau kam die Baureihe 03 sogar ein letztes Mal zu Schnellzugehren (D 599). Eine weitere besondere Leistung auf der Südbahn war für die Großrädrigen die Vorspannaufgabe bis zum Ulmer Rangierbahnhof vor einer Lok der Baureihe 50, welche  einen 2000t-Ganzzug von den Kiesgruben zwischen Laupheim und Biberach bis zum Bahnhof Einsingen gebracht hatte und nun auf Hilfe angewiesen war.  Für uns bedeuteten die Veränderungen, dass wir uns umorientieren mussten, um die uns inzwischen so vertraute und ans Herz gewachsene Baureihe letztmals vor Zügen fotografieren zu können. Mit dem Fahrrad war sie nun nicht mehr bequem erreichbar; man hätte auf einer vielbefahrenen Bundesstraße nach Ulm fahren müssen. Weder gab es damals Fahrradwege, noch den heute so beliebten Donau-Radwanderweg. Ohne Auto blieb nur die Fahrt mit dem Zug nach Ulm. Von dort fingen wir an, zu Fuß die Südbahn zu erkunden, die an den Bodensee führt. Mit der Zeit orientierten wir uns dann mit dem Zug bis Einsingen, Erbach, Dellmensingen oder Laupheim. Als wir ab und zu Vaters Auto zur Verfügung gestellt bekamen, machten wir auch Aufnahmen im Streckenabschnitt zwischen Laupheim-West und Biberach. Immerhin war, anders als befürchtet, und wenn auch vorerst nur für den Sommerfahrplan 1971, ein Plandienst übriggeblieben. In den Kurzmeldungen des EK 31 vom Juli 1971 las sich das auf Seite 166 so: "Noch immer im planmäßigen Einsatz befinden sich die 003 des Bw Ulm. Pro Tag werden vier Lok benötigt. [....] Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß der derzeit gültige Umlaufplan bis zum nächsten Fahrplanwechsel beibehalten wird. Der Bestand wird nämlich bereits Ende Juli auf vier Lok abgesunken sein: 003 088, 131, 268 und 276. - Entgegen unserer Meldung im EK 29 auf Seite 72 läuft die Kesselfrist bei 003 088 erst im nächsten Jahr ab!" Nachdem die Kesselfrist für 03 276  im Oktober 1971 endete, blieben nur noch drei der Schnellzugloks einsatzbereit. 03 268 verabschiedete sich im Januar 1972 aus dem Dienst, nachdem bei ihr ein Zylinderriss festgestellt wurde. Zwei Maschinen (solche mit den kleineren Vorlaufrädern), nämlich 03 088 und 03 131 brachten es überraschend fertig, auch noch im Winterfahrplan 1971/72 sechs Züge auf der Südbahn planmäßig 03-bespannt zu befördern. Mit dem bekannten E1991 war immerhin noch ein Zug dabei, der nicht auf jeder Haltstation der  "Schäb'sche Eisebahn" einen Stopp einlegen musste.

Wir hatten also im Frühjahr 1971 noch einmal eine Frist bekommen, die Maschinen mit ihren imposanten 2-Meter-Treibrädern für eine absehbare Zeit im aktiven Dienst fotografieren zu können. Davon machten wir ausgiebig Gebrauch.

Auch Hobbykollege Andreas Illgen hat dies getan. Seine gelungenen Dias vom Einsatz der 03 als Vorspannlok für den Sandzug ab Einsingen bis zum Ulmer Rbf., die er uns dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat, runden die Fotoserie farbig ab. 

Wessen Internetverbindung für die großformatigen Bilder noch nicht schnell genug ist, kann hier die vollständige Fotoserie in einer maximalen Breite von 800 Pixel und einer maximalen Höhe von 600 Pixel anschauen: